Themenbereich: Motivationsentwicklung
Stark motivierte Schülerinnen und Schüler sollten in der Schule erfolgreicher sein als ihre weniger motivierten Peers, da eine hohe Lernmotivation zum Beispiel mit Neugierde, größerem Engagement und höherer Persistenz bei der Bearbeitung von schulischen Aufgaben einhergeht. Ein häufig replizierter Befund aus Studien zur Entwicklung der schulischen Lern- und Leistungsmotivation ist, dass sich diese über die Schulzeit hinweg ungünstig entwickelt. Insbesondere die intrinsische Lernmotivation (d. h. die Lernfreude in einem Schulfach) nimmt im Durchschnitt über die Grundschulzeit hinweg ab und die Fähigkeitsselbstkonzepte (Wie gut bin ich dem Schulfach?) werden im Schnitt negativer – eine Entwicklung, die sich in der weiterführenden Schule fortsetzt und meist erst im späten Jugendalter oder frühen Erwachsenenalter einstellt. Es gibt allerdings Schülerinnen und Schüler, die ihre Motivation kaum oder gar nicht verlieren. Zudem sinkt die Motivation nicht in allen Schulfächern gleichermaßen ab. Diese Unterschiede in der Entwicklung der Motivation weisen darauf hin, dass es bestimmte persönliche und situative Faktoren gibt, die einen Motivationsabfall unwahrscheinlicher machen. Unser Ziel ist es, diese Faktoren zu identifizieren, um dazu beizutragen, dass schulisches Lernen motivationsförderlicher gestaltet werden kann. Zum einen fokussieren wir Charakteristika der Schülerinnen und Schüler, wie zum Beispiel deren Zielorientierungen sowie deren wahrgenommene Nützlichkeit von Lerninhalten. Zum anderen untersuchen wir die Effekte äußerer Einflüsse (z. B. Leistungsrückmeldungen, Salienz von Leistungsvergleichen, Überzeugungen von Lehrkräften) auf die Motivation. Dazu analysieren wir Daten von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Klassenstufen, die im Längsschnitt erhoben wurden. Außerdem führen wir experimentelle Studien durch, um Rückschlüsse auf Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge ziehen zu können. Ein wichtiges Ergebnis unserer Forschung ist, dass sich Leistungsrückmeldungen in Form von Schulnoten nicht per se negativ auf die intrinsische Motivation auswirken. Hier ist eine offene Frage, welche persönlichen und situativen Faktoren den Zusammenhang zwischen Leistungsrückmeldungen (z. B. Schulnoten) und intrinsischer Motivation moderieren. Ein weiteres Ergebnis unserer Studien ist, dass Leistungsvergleiche (insbesondere Vergleiche der eigenen Leistungen zwischen verschiedenen Fächern) in der Grundschule vermutlich geringere Effekte auf die Fähigkeitsselbstkonzepte der Kinder haben als in der weiterführenden Schule. Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang ist, ob die unterschiedlich starken Effekte der Leistungsvergleiche (1) durch Unterschiede in der schulischen Umwelt (Grund- vs. weiterführende Schule) oder (2) durch entwicklungsbedingte Unterschiede zwischen Grundschulkindern und Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schule entstehen, oder (3) ob beide Faktoren (Umwelt und individuelle Entwicklung) relevant sind.
Ansprechpartner*innen: Dr. Anne Franziska Weidinger (nicht mehr an der TU Dortmund) und Prof. Dr. Ricarda Steinmayr